„Indien ist kein armes Land. Es ist ein schlecht verwaltetes Land.“ ~ William Nanda Bissell
William Nanda Bissell ist ein interessanter Typ mit interessanten Ideen. Er ist CEO von Fabindia – einem Unternehmen, das die Produkte von 40.000 Handwerkern in ganz Indien beschafft und vermarktet – Töpfer, Weber, Tischler und viele andere, die vom Einfallsreichtum und Können ihrer Köpfe und Hände leben. Er hat ein äußerst lesenswertes Buch mit dem Titel „Making India work“ geschrieben, das mich durch seine Originalität und die Breite und Tiefe seiner Ideen für Indien beeindruckt hat.
Bissell geht direkt auf die Armut Indiens ein und weist darauf hin, dass wir uns nicht als Supermacht betrachten können, während 60 % unserer Bevölkerung unter erbärmlichen Bedingungen leben. Seine transformativen Ideen zielen darauf ab, Wohlstand am unteren Ende der Pyramide zu schaffen, anstatt auf einen Trickle-Down-Effekt zu warten.
Inspiriert von Gandhis Fähigkeit, vorausschauend Lösungen für die Probleme anzubieten, mit denen Indien im 21. Jahrhundert konfrontiert sein wird, basieren Bissells Ideen auf Gandhis Grundprinzipien eines nachhaltigen Lebens. Gandhi sagte, dass Bedürftigkeit und nicht Gier die Grundlage allen Konsums sein sollte; er forderte angemessen dimensionierte Institutionen – dezentrale, lokale Institutionen, die für die Menschen zugänglich sind; und er warnte uns davor, die Industrialisierung und den Konsum des Westens blind nachzuäffen.
Das Buch hat vier zentrale Ideen:
1. Verkleinerung der Regierung:
Bissell empfiehlt eine vierstufige Regierungsstruktur: Die Gemeinschaft, die etwa 25.000 Menschen vertritt, als grundlegende aktive Regierungseinheit (anstelle der Panchayats); ein Gebiet, das eine Ansammlung von 100 zusammenhängenden Gemeinden darstellt (das den Bezirk ersetzt); eine Region bestehend aus 10 Gebieten (die den Staat ersetzt); und die Nation auf höchstem Niveau. Er plädiert dafür, die Regierung zu vereinfachen und ihre Rolle hauptsächlich auf die Durchsetzung individueller Rechte, die Festlegung von Standards sowie die Regulierung und Überwachung der Einhaltung zu beschränken. Bissell sagt, diese Struktur würde die indische Bürokratie, die derzeit 22 Millionen Menschen zählt, auf lediglich 2 Millionen Staatsbedienstete reduzieren.
2. Armut beenden:
Anstelle des derzeitigen verstreuten Ansatzes zur Linderung der Armut, bei dem weniger als 10 Paise pro Rupie tatsächlich den vorgesehenen Begünstigten erreichen, empfiehlt Bissell ein Gutscheinsystem – Targeted Catalysts –, das sicherstellt, dass jedem armen Menschen sechs wesentliche Dienstleistungen garantiert werden – Ernährung, Trinkwasser, Abwasser Entsorgung, Bildung, Gesundheitsfürsorge und Rechtshilfe. Diese Gutscheine würden von privaten Anbietern dieser Dienstleistungen gegen Erstattung durch den Staat eingelöst. Bissell schlägt vor, dass sich der Wert der Erstattung für den Anbieter auf der Grundlage seiner Qualitätsbewertung erhöht; Wer einen besseren Service bietet, wird mehr bezahlt.
3. Steuervereinfachung:
Die derzeitige Fülle an Steuern – Einkommenssteuer, Kapitalertragssteuer, Umsatzsteuer, Verbrauchsteuer usw. – beeinträchtigt die Produktivität und verursacht hohe Kosten für die Einhaltung und Erhebung. Stattdessen schlägt Bissell ein einfaches System vor, das hauptsächlich auf einer von der Gemeinschaft erhobenen Grundsteuer (1 % des Immobilienwerts pro Jahr) basiert. Er sagt, dass das derzeitige Steuersystem zwar rund 120 Milliarden US-Dollar an Einnahmen generiert, das neue System jedoch 300 Milliarden US-Dollar zu einem Bruchteil der Kosten generieren kann. Dies würde auch zu einer Stärkung der Gemeinschaftsregierung führen, da der Großteil der Einnahmen und Ausgaben für gezielte Katalysatoren auf Gemeinschaftsebene erfolgen würde.
4. Die wahren Kosten:
Bissell nennt den Grund für das Scheitern des heutigen Kapitalismus – weil er die tatsächlichen Kosten eines Produkts, einschließlich seiner Produktionskosten, seiner Umweltkosten und seiner Entsorgungskosten, nicht bewertet. Er sagt, wir müssen die tatsächlichen Kosten in die Preisgestaltung einbeziehen. Ebenso haben wir als Bürger Anspruch auf saubere Luft und sauberes Wasser. Durch Umweltaustausch können Gemeinden, die in Biodiversität, Wälder und sauberes Wasser investieren, diese Gutschriften mit Gemeinden tauschen, die im Rückstand sind, was zu mehr Investitionen in die „Ökologisierung“ der Umwelt führt. Bissell hat außerdem einen Übergangsplan und die Gründung einer National Asset Corporation ausgearbeitet, die den Wert der Vermögenswerte des öffentlichen Sektors nutzen würde, um die Verkleinerung der Regierung sowie andere Übergangskosten zu finanzieren.
„Making India work“ ist eine Pflichtlektüre für die New Constructs-Community. Während sich die Ideen im Buch im Dialog weiterentwickeln, bilden sie eine hervorragende Grundlage für die Neuerfindung von Regierungen nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt. Lesen Sie das Buch und teilen Sie Ihre Gedanken mit uns allen.