Im August 1909 war der Deutschlehrer Richard Schirrmann auf einer achttägigen Wanderung mit seinen Schülern in ein heftiges Gewitter geraten und hatte in der Scheune eines Bauern Unterkunft gefunden.
Während die Schüler schliefen, lag Schirrmann die ganze Nacht wach.
Plötzlich überkam ihn der Gedanke: „Man müsste Orte schaffen, an denen bewegungsfreudige Jugendliche und Schüler eine sichere und preiswerte Übernachtung erhalten.“
Diese Idee veröffentlichte er erstmals 1910 in einem Aufsatz über „Voksschuelerherbergen“,
„…auch die Jungen und Mädchen des einfachen Mannes müssen als Gegengewicht zur Stubenhockerzeit ihrer Schuljahre frische fröhliche Bewegung üben… wie stelle ich mir nun eine angemessene und ausreichende Unterkunft für das riesige Heer der Grundschüler vor?… jede Stadt und fast jedes Dorf hat eine Grundschule, die in den Ferien mit leeren Flächen fast darauf wartet, in einen Schlaf- und einen Speisesaal für umzugsfreudige Kinder verwandelt zu werden. Es genügen zwei Klassenzimmer, eines für Jungen, eines für Mädchen. Die Bänke sind teilweise übereinander gesetzt. Das gibt Freier Bereich für die Liste von 15 Betten. … jeder Lagerplatz besteht aus einem mit Stroh gespannten Sack und Kissen, 2 Laken und einer Decke … jedes Kind wird angehalten, um seinen Lagerplatz wieder in Ordnung zu bringen … „
Nach Veröffentlichung dieses Aufsatzes in der „Kölnischen Zeitung“ kamen zahlreiche Geld- und Sachspenden sowie Unterstützungsangebote aus ganz Deutschland.
1912 wurde die erste Jugendherberge im Schloss Altenia in Deutschland eröffnet
Die erste Jugendherberge wurde nach Schirrmanns Plänen eingerichtet: 2 Schlafsäle mit 3-stöckigen Massivholzbetten, Aufenthaltsraum, Küche, Wasch- und Duschräume. Erster Heimleiter war Richard Schirrmann. Er wohnte direkt über den Wohnheimzimmern. Im selben Jahr veröffentlichte Schirrmann auch die erste Hostelliste mit rund 140 Adressen.
In vielen dieser Unterkünfte gab es jedoch nicht einmal eine Grundausstattung an Unterkünften, z. B. für Mädchen überhaupt nichts.
Im Jahr 1913 gab es bereits 301 Jugendherbergen in Städten und Dörfern. Ein Jahr später zählte man bereits 535.
1920 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift „Jugendherberge“, und mit rund 700 Adressen erschien auch das erste Handbuch mit Adressen von Jugendherbergen.
Von 1924 bis 1929 wurden bei der ersten Lotterie zugunsten der Jugendherbergen 1,5 Millionen Reichsmark erwirtschaftet. Im Jahr 1932 gab es in Deutschland bereits 2.123 Jugendherbergen. Es fanden mehr als 4,5 Millionen Übernachtungen statt. Aber Ende der zwanziger Jahre wurden in weiteren Ländern wie Polen, Holland, Frankreich, England und der Schweiz bereits mehr als 600 Jugendherbergen eröffnet.
Am 20. Oktober 1932 wurde in Amsterdam in Anwesenheit von Landagenturen aus der Schweiz, der Tschechoslowakei, Polen, den Niederlanden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Irland, Frankreich und Belgien die International Youth Hostel Federation (IYHF) gegründet.
Der Sitz des Verbandes ist heute in Welwyn Garden City bei London. Zum Präsidenten wurde Richard Schirrmann gewählt. Tagungssprache war Deutsch.
An der folgenden Konferenz im Jahr 1933 nahmen auch Isabel und Monroe Smith aus den USA teil. Innerhalb eines Jahres könnten sie dreißig Jugendherbergen in den Vereinigten Staaten eröffnen. Ebenfalls 1933 kamen die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht.
Alle politischen und religiösen Jugendverbände wurden aufgelöst und durch ein System verbindlich universitärer Jugendorganisationen unter dem Motto „Reichsjugendführung“ ersetzt. Richard Schirrmann muss als Vorsitzender der Deutschen Jugendherbergsfabrik zurücktreten.
Er ließ sich von den idealistischen Elementen der neuen Bewegung beeindrucken und wurde Ehrenpräsident des Reichsverbandes Deutscher Jugendherbergen. Eine Entscheidung, die er später bitter bereuen sollte.
Aus politischen Gründen kam es 1936 zum Bruch mit dem Internationalen Jugendherbergsverband. Im Jahr 1947 nach Kriegsende wurden in Deutschland wieder 247 Jugendherbergen mit 1.158.500 Übernachtungen gezählt.
Von 1949 bis 1990 entstand auch in der DDR ein umfangreiches Netz von Jugendherbergen. Zunächst noch als Verbände geführt, entwickelten sich daraus später staatlich geführte Institutionen der Jugend. Die bestehenden Verbände wurden aufgelöst. Im Jahr 1960 gab es in der Bundesrepublik die meisten Jugendherbergen. Mehr als 720 Häuser realisierten 11.300.312 Übernachtungen.
1990, nach dem Ende der DDR, wurden auch in den neuen Bundesländern Jugendherbergsverbände gegründet. Im November schlossen sich diese Verbände dem Deutschen Jugendherbergsverband an.
Jugendherbergen heute
Weltweit gibt es über 4.000 Jugendherbergen in 65 Ländern, davon allein über 600 in Deutschland.
Die Jugendherbergen in Deutschland bieten ihren Gästen weit mehr als eine günstige Übernachtung. Neben kleinen gemütlichen Altbauten oder dem Erlebnis in Schlössern und Residenzen findet man auch viele Häuser in landschaftlich reizvoller Umgebung sowie in Großstädten. Weitere Informationen finden Sie unter www.smart-travel-Germany.com/hostels-Germany.html.
Diese wahre Geschichte wurde vom Deutschen Jugendherbergswerk in deutscher Sprache veröffentlicht und von Marcus Hochstadt übersetzt.