Die amerikanische Künstlerin Louise Berliawsky Nevelson (1899–1988), besser bekannt als Louise Nevelson, war eine Ikone der Kunstszene der Nachkriegszeit und erfand die sogenannte „Installationskunst“. Nevelson war gleichermaßen für ihren luxuriösen Lebensstil und ihre extravagante Persönlichkeit bekannt, die einen Kontrast zum zugrunde liegenden Stil ihrer Arbeiten aus Holz und Monochrom bildete. Louise begann mit kleineren Entwürfen und entwickelte mit „Dawn’s Wedding Feast“, das auch als eines ihrer beiden Meisterwerke bekannt ist, Arbeiten in Raumgröße.
Louises „Dawn’s Wedding Feast“ entstand 1959 für die hochkarätige Ausstellung „Sixteen Americans“ im Museum of Modern Art, New York, als Holzassemblage in ganz weißer Farbe. Es war eine sehr produktive Installation mit vier Kapellen, Braut, Bräutigam, Hochzeitstorte, Spiegel, Truhe, Kissen und verschiedenen aufgestellten und hängenden Säulen (symbolisch für Gäste). Aufgrund dieser Ungeheuerlichkeit konnten nicht genügend Käufer für das gesamte Bauwerk gewonnen werden, und Nevelson musste es in sechzehn eigenständige Skulpturen zerlegen. Das Thema dieser Assemblage konzentriert sich auf die Übergänge, die die ehelichen Bindungen begleiten. Durch die Darstellung in Weiß, einer Farbe, die traditionell mit christlichen Trauungszeremonien in Verbindung gebracht wird, verkörpert es die Essenz der Erwartung, der strahlenden Aussichten und der Verheißungen eines Ehelebens.
Die Verwendung der weißen Farbe markiert hier auch die „Morgendämmerung“, die Stunde des Tages, in der dieses „Fest“ stattfindet, ein weiteres Zeichen eines Neuanfangs. Einige Abteilungen glauben, dass diese Ausstellung eine Allegorie auf ihr persönliches Leben war, das von zwei Extremen geprägt war: einer gescheiterten Ehe und einem unbeirrten Engagement für die Kunst. „Dawn’s Wedding Feast“ bestand vollständig aus weggeworfenen Holzstücken unterschiedlicher Form, die sorgfältig zu symmetrischen Stücken verarbeitet und mit weißer Sprühfarbe überzogen wurden. Bei diesem Sortiment handelt es sich überwiegend um eine „symbolische“ Arbeit mit „abstrakten“ Einzelstrukturen. Zwei hohe Säulen mit Scheibeninstallationen mit den Titeln „Braut und Scheibe“ und „Bräutigam und Scheibe“ repräsentieren jeweils Braut und Bräutigam. Die großen Stücke hatten im Vergleich zum Rest der Struktur eine dominante zentrale Präsenz. Von allen vier Kapellen ist „Dawn’s Wedding Chapel IV“ wegen ihrer komplexen Form und dem auffälligen zentralen Raddesign mit vier Spitzen hervorzuheben. „Case with Five Balusters“, ein Einzelstück aus „Dawn’s Wedding Feast“, ist im Grunde eine Sammlung geometrischer Stücke mit fünf hölzernen Balustern, die aus dem Rest einer Treppe stammen.
Aufgrund seiner unorthodoxen, aber dennoch überlegenen Ausführung erlangte „Dawn’s Wedding Feast“ den wohlverdienten Ruf als einer der Höhepunkte der „modernen Installationskunst“ und gab Nevelsons künstlerischer Karriere großen Auftrieb.